Dresscode: Wann die Fliege ein Muss ist

Der Dresscode «Black Tie» erlebt ein Comeback. Insbesondere junge Männer werfen sich wieder gerne in Schale.

Dresscode «Black Tie», zu Deutsch schwarzer Binder, ist seit je die edelste und am klarsten geregelte Kleiderordnung auf dem gesellschaftlichen Parkett.

Und sie wird wieder vermehrt gefordert. Was in der Schweiz lange Zeit nur bei hochkarätigen VIP-Events wie dem Zürcher Opernball, der Rotkreuz-Spendengala oder der Filmfestival-Eröffnung Pflicht war, hält mittlerweile auch bei vielen anderen Veranstaltungen Einzug.

«Viele Schweizer sind des gesellschaftlichen Parketts schlichtweg unkundig, und dazu kommt wohl eine Mischung aus Ignoranz und Unkenntnis», erklärte Jeroen van Rooijen kürzlich in der «Schweiz am Sonntag» die bewussten oder eben unbewussten Garderoben-Fehlgriffe von Partygästen. Van Rooijen gehört zu den profiliertesten Stil- und Modeexperten der Schweiz; das Magazin GQ Deutschland wählte ihn auf Platz 1 der bestangezogenen Männer. «Viele denken wohl, Black Tie könnte auch schwarzer Schlips heissen, und kommen dann im dunklen Anzug mit Krawatte oder sonst einer Eigeninterpretation. Aber das ist nur eine bequeme Ausrede», kritisiert der Experte.

Schlabber-Trainerhose und Dächlikappe

Im Gegenzug beobachtet er, dass sich im täglichen gesellschaftlichen Leben zwei Lagerbilden: Einerseits Männer mit harter Norm-Ignoranz, solche die in Schlabber-Trainerhose und Dächlikappe herumlaufen. Jeroen van Rooijen: «Wenn man früher so einen sah, dachte man, der sei dem Heim entwichen, heute ist die halbe S-Bahn voll davon.» Anderseits sei Klassik, also Anzüge oder Vestons in allen Farben und Materialien, für jüngere Leute wieder reizvoller.

«Denn sie kennen den Zwang zur Garderobe nicht und deshalb wirkt das irgendwie reizvoll und spannend für sie», erklärt er. Von einem neokonservativen Comeback könne man bis dato aber nicht sprechen.

«Vermehrt chic herausputzen»

Die bekannte Zürcher Stylistin Luisa Rossi beobachtet vor allem bei jungen Männern den Trend, dass diese sich «vermehrt chic herausputzen». War früher ein geforderter Dresscode für eigensinnige Männer ein Grund für das Nichterscheinen an einer Firmenfeier, so ist dies heute nicht der Rede wert. Männer im Anzug oder Smoking fühlen sich wohl, meint Expertin Luisa Rossi. «Und dabei muss er sich längst nichtmehr fürchten, auf der Strasse oder im privaten Umfeld blöd angeguckt zu werden. Im Gegenteil, heute bekommen auch Männer Komplimente und punkten mit ihrem Outfit – dies geniessen sie genauso wie eine Frau!»

Eleganz, gepaart mit einer Spur Frechheit

Auch wenn der traditionelle Dresscode «BlackTie» wenig Raum für persönlichen Ausdruck lässt, meint Rossi: «Eleganz, gepaart mit einer Spur Frechheit, ist total angesagt.» Ob ausgefallener Hut mit Hipster-Bart, coole Turnschuhe zum Anzug oder Smoking und eine goldene Fliege – solche «Frechheiten» sind längst salonfähig. Luisa Rossi ist wie Experte Jeroen van Rooijen der Meinung, dass Mann sich grundsätzlich an den auf einer Einladung gewünschten Dresscode zu halten habe.

Ein Mann trägt einen traditionellen Smoking mit weissem Hemd und, ganz wichtig, einer schwarzen Fliege – nicht etwa einer Krawatte. Dazu kommt ein Smokinghemd mit Umlegekragen. Eine verdeckte Knopfleiste und bestenfalls die Doppelmanschette mit Manschettenknöpfen sind die eleganteste Wahl, allerdings nicht zwingend. Eine elegante Alternative zum Kummerbund ist die Smokingweste.